Entwicklung des Goldpreises

Der Goldpreis bildet sich auf dem Markt für Edelmetalle gemäß dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Jedoch ist der Goldpreis, aufgrund der Spezifik des Goldes, besonderen Einflüssen unterworfen. Da Gold, […]

Der Goldpreis bildet sich auf dem Markt für Edelmetalle gemäß dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Jedoch ist der Goldpreis, aufgrund der Spezifik des Goldes, besonderen Einflüssen unterworfen. Da Gold, im Gegensatz zu Währungen, Aktien, Rohstoffen und Wertpapieren, als besonders stabil gilt, kann man in wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten stets eine Flucht der Anleger in das Gold wahrnehmen, die auf diese Weise ihre Ersparnisse vor der inflations- und krisenbedingten Entwertung retten wollen.

Hohe Volatilität

boerswDemzufolge haben Nachrichten, wie die Publikation der US-Arbeitsmarktzahlen oder Berichte über drohende Eskalationen des Nahost-Konfliktes oder der politischen Situation in Ländern wie Syrien, stets erheblichen Einfluss auf den Goldpreis und bewirken meist zeitnah dessen deutliches Steigen. Da Gold international in US-Dollar gehandelt wird, sind der Dollarkurs und auch der Ölpreis auf dem Weltmarkt weitere Determinanten des Goldpreises. Steigt der Ölpreis, so wird in der Öffentlichkeit vermutet das Peak Oil, das globale Fördermaximum für Öl, bereits überschritten wurde, was, so einige Theoretiker, den Zusammenbruch der Weltwirtschaft nach sich ziehen kann. Somit setzt auch bereits nach einem deutlichen Ansteigen des Ölpreises stets eine signifikante Flucht in das Gold als stabilen Sachwert ein, was sich in einem zum Ölpreis verzögerten Ansteigen Goldpreises bemerkbar macht. Durch diese kurzfristigen und von weltpolitischen und wirtschaftlichen Nachrichten ausgelösten Änderungen der Goldnachfrage und damit des Goldpreises, gilt der Goldpreis als sehr volatil, also kurzfristig schwankend.

Die Marktmechanismen

Dies macht Gold natürlich nicht nur zu einem begehrten Anlage-, sondern vor allem auch zu einem Spekulationsobjekt. Zum Kurs des US-Dollars steht der Goldpreis im Verhältnis umgekehrter Proportionalität. Dies bedeutet, dass ein Fallen des Dollarkurses ein Steigen des Goldpreises nach sich zieht. Und umgekehrt. Fällt der Dollarkurs, so vermuten die Menschen eine Wirtschaftskrise und eine Inflation, die ihre Ersparnisse aufzehrt und legen diese kurzfristig in physischem Gold an, um krisen- und inflationsbedingte Verluste zu minimieren. Steigt der Dollarkurs allerdings, so wird durch die Allgemeinheit eine allumfassende Konjunktur vermutet. Die Menschen lösen ihre Golddepots auf, verkaufen ihr physisches Gold, machen es zu Geld, dessen Wert nun wieder gestiegen ist und es zu einem lukrativeren Spekulationsobjekt werden ließ, als bloßes physisches Gold. In so einer Situation eignet sich eine Goldanlage besser als andere gängige Geldanlagen wie Aktien oder Immobilien.

Ebenso kann der Goldpreis aktiv und kurzfristig durch die größten Goldbesitzer der Erde beeinflusst werden. Dies sind die Zentralbanken und die großen Minengesellschaften. Hält man es beispielsweise wirtschaftlich für sinnvoll, dass der Goldpreis sinken soll, so wird der Markt mit physischem Gold geflutet. Dadurch entsteht ein Überangebot an Gold, welches die Nachfrage übersteigt und der Goldpreis fällt. Dieses Überangebot wird entweder dadurch erzielt, dass die Zentralbanken Teile ihrer Goldreserven auf dem Markt anbieten oder aber dadurch, dass die großen Goldminen ihre Produktion erhöhen und somit eine größere Goldmenge auf den Markt werfen. Soll der Goldpreis allerdings steigen, so kaufen die Zentralbanken das auf dem Markt verfügbare physische Gold kurzfristig auf und verknappen damit das Goldangebot auf dem Markt, so dass die Goldnachfrage nunmehr das verfügbare Angebot an Gold übersteigt und der Preis klettert. Ebenso können die großen Minengesellschaften kurzfristig ihre Produktion drosseln und somit deutlich weniger Gold auf den Markt werfen.

ChartIn der Folge wird auch bei dieser Option die Nachfrage nach Gold das Angebot übersteigen und der Preis wird klettern. Einfluss auf den Goldpreis geht inzwischen auch von den Finanzderivaten aus. Dies sind Futures, Forwards, aber auch Optionen und Swaps. Dadurch haben auch Großbanken die Möglichkeit zur direkten Manipulation des Goldpreises. So wurde beispielsweise im Jahre 2010 gegen das Bankhaus HSBC Klage wegen vermuteter Manipulationen des Silberpreises, der noch weitaus volatiler ist als der Goldpreis, erhoben. In Kriegs- und Krisenzeiten entwickelt der Goldpreis jedes Mal seine besondere Dynamik. Tatsächliche Not der Bevölkerung oder bereits die vermutete Not für die Bevölkerung, führen zu einer geradezu explosionsartigen Steigerung der Goldnachfrage, da Gold als stabilste und zugleich langfristige Wertanlage, quasi als Schattenwährung der Weltwirtschaft, angesehen wird. Während Papiergeld, Aktien und Fonds, da sie durch die Zentralbanken unbegrenzt reproduziert werden können, in Zeiten der Hyperinflation teilweise vollständig an Wert verlieren, steigt der Goldpreis ins Unermessliche, da die Goldmenge nicht künstlich reproduziert und vergrößert werden kann.

Die Bürger misstrauen in solchen Zeiten nicht nur ihren Regierungen, sondern vor allem dem Papiergeld, den nationalen Währungen. Sie fliehen ins Gold und Gold tritt an die Stelle der Währungen. Es tritt aus dem Halbdunkel der Schattenwährung heraus und wird nicht selten offizielle Währung, die einzig noch akzeptierte Währung. Nun löst sich der Goldpreis von Angebot und Nachfrage und das Gold bildet das Rückgrat der Wirtschaft. Das sind die bekannten Mechanismen des Goldmarktes.

Handelsplätze und Prognosen

Gehandelt wird das Gold unter dem standardisierten Kürzel XAU in Feinunzen an diversen internationalen Handelsplätzen. Die wichtigsten Handelsplätze für Gold sind die New York Mercantile Exchange (NYMEX) und die Tokyo Commodity Exchange (TOCOM). Der bedeutendste Handelsplatz für physisches Gold (Barren) ist der London Bullion Market. Die Entwicklung des Goldpreises illustriert folgender Vergleich: Am 8. Mai 1972 kostete 1 Unze Feingold (entspricht 31,1034768 g Gold mit einer Reinheit von 99,99%) 202,01 Euro.

Am 6. September 2011 kostete die Unze Feingold 1632,41 Euro. Litt der Goldpreis von 1980 bis 2001 unter einem Abwärtstrend (in diesen Zeiten entwickelte sich die Leitwirtschaft der Welt, die US-Wirtschaft, stabil), so hält seit 2001, bedingt durch anhaltend niedrige Dollarkurse und ein kontinuierliches Anwachsen der US-Staatsverschuldung, der Aufwärtstrend beim Goldpreis ungebrochen an. Führende Analysten der internationalen Wirtschaft sagen dem Goldpreis, auch vor dem Hintergrund der Krise im Nahen Osten und des anhaltend hohen Ölpreises, ein neues Allzeithoch voraus: das „Knacken“ der magischen Preismarke von 2100 US-Dollar für die Feinunze. Dies scheint realistisch.