Börsentief nach fast abgewandter USA-Pleite

Die politische Krise der USA um die Schuldengrenze und die folgende Herabstufung der Washingtoner Kreditwürdigkeit haben ein weltweites ökonomisches Erdbeben ausgelöst. Nicht nur die Anleihemärkte gerieten wieder in Bewegung und […]

Die politische Krise der USA um die Schuldengrenze und die folgende Herabstufung der Washingtoner Kreditwürdigkeit haben ein weltweites ökonomisches Erdbeben ausgelöst. Nicht nur die Anleihemärkte gerieten wieder in Bewegung und brachten Spanien und erstmals auch Italien in ernste Bedrängnis: Nun erreicht die globale Schuldenkrise die Aktienmärkte und führt zu massiven Kurseinbrüchen.

Trotz der zahlreichen Ankündigungen der EZB und der G7 vom Wochenende, der weiteren Entwicklung nicht tatenlos zuzusehen und massiv zu intervenieren und der Meinung einiger Analysten, die Börsen hätten die Entwicklung längst erwartet und in vielen Fällen bereits in den Kursen vorweggenommen, eröffneten die Börsen Asiens am Montagmorgen mit Verlusten. In Hongkong stürzte der Index um mehr als 4 %, Tokio verzeichnete Abschläge von 1,3 Prozent. In Neuseeland ging es um ganze 5% nach unten und auch die anderen asiatischen Handelsplätze gaben den Startschuss für die folgenden Kurseinbrüche rund um die Welt.

Auch der DAX, der schon in der vergangenen Woche höchstsensibel auf alle schlechten Nachrichten reagierte, gab, wie wenig später der Dow Jones, um 5 Prozent nach.

Die 7 größten Industrienationen (G7) wollten nach einer Telefonschaltung der Finanzminister und Notenbankchefs die Funktion der Finanzmärkte stützen und so die Stabilität und das Wirtschaftswachstum absichern. Doch all dies konnte – zumindest zu Wochenbeginn – die Talfahrt an den weltweiten Börsen nicht stoppen. Einige Analysten gaben jedoch zu Bedenken, dass die konzertierten Aktionen durchaus eine positive Wirkung gehabt hätten und so noch viel schlimmeres hat vermieden werden können.

Und tatsächlich scheint der DAX nun am Dienstag, jedenfalls zu Handelsbeginn, wieder ins Plus zu drehen.

Das Grundübel, die zu hohen Staatsschulden der USA und einiger europäischer Länder, ist damit aber noch längst nicht gelöst und gefährdet auch weiterhin die ökonomische Entwicklung. Bislang zielten die Maßnahmen ja nur darauf ab, den Staaten die Liqidität zu erhalten und böse gesagt, die Schuldenorgien noch etwas zu verlängern. An die Lösung der tatsächlichen strukturellen Probleme der Volkswirtschaften, die insbesondere in den Fällen USA, Spanien und Italien international nicht mehr konkurrenzfähig sind, ging man einmal mehr noch nicht. Und in allen drei Ländern sind nicht nur die Finanzminister pleite, auch die Privathaushalte sind dort maßlos überschuldet und die Immobilienmärkte liegen nach den Spekulationsblasen der vergangenen Jahre am Boden. Keine guten Vorzeichen für eine baldige Besserung – eine Gesundung der Staatsfinanzen kann dort nur über eine Lösung der strukturellen Probleme erfolgen. Die massiven Konjunkturspritzen, die insbesondere in den USA ja einer der Auslöser der aktuellen Überschuldungsprobleme sind, lindern zwar die Schmerzen aber verlängern am Ende auch die Krankheit.

Stattdessen greift der US-Finanzminister Timothy Geithner, ganz in der jüngeren Tradition seiner europäischen Kollegen, nun die Ratingagentur Standard & Poor´s wegen der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit an. Gewohnheitsmäßig möchte die Politik ja als Antwort derzeit immer am liebsten die Überbringer schlechter Nachrichten köpfen. Dass ein AA+-Rating angesichts der Lage seines Landes, welches in der letzten Woche kurz davor stand seine Beamten nicht mehr bezahlen zu können, fast noch als Geschenk zu bewerten ist, sagte er nicht. Auch nicht, dass die Angst vor der Überschuldung in den politischen Kreisen viel ausgeprägter ist als bei den Ratingagenturen – erst diese Angst hat ja zur Krise der Washingtoner Finanzpolitik geführt und zur wochenlangen Blockade zwischen Präsident Obama, dem Senat und dem Kongress.

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